Martin Stadler during an interview with ECAL

Usha Müller , 16. August 2021

Stadler Form X ECAL: Interview Martin Stadler

In einer Kollaboration mit Stadler Form, haben Studierende der ECAL ihrer Kreativität freien Lauf lassen und den Ventilator der Zukunft erfinden dürfen. Lies in diesem Interview mit CEO und Gründer Martin Stadler, wie er die Zusammenarbeit mit den jungen Kreativen erlebt hat.


Die Aufgabe lautete «Kreiere den Ventilator der Zukunft». Das Ziel: einen kompakten, mobilen und funktionierenden Ventilator zum persönlichen Gebrauch zu konzipieren. Mit wenigen Vorgaben und Einschränkungen sind die Bachelor-Studierenden Industriedesign in dieses Projekt für Stadler Form gestartet. Welche neuartigen Ideen und welche innovativen Geräte in diesem Projekt entstanden sind, kannst du in «Stadler Form trifft ECAL: Ventilator der Zukunft» lesen.

1. Wie bist du auf die Idee gekommen, mit der ECAL zusammenzuarbeiten?

Ich habe immer wieder Interessantes über die ECAL/University of Art and Design Lausanne gelesen und mich aufgrund des Renommees für diese Schule entschieden. Eine Kollaboration habe ich mir insbesondere vielversprechend vorgestellt, weil es eine grossartige, überzeugende Designschule ist, die immer wieder mit guten und innovativen Ideen brilliert.

2. Was war die Idee und das Ziel dieser Zusammenarbeit?

Es ging darum, Ideen «out of the box» zu finden. Dazu mussten wir als Firma den Blick öffnen und Inspiration finden. Wenn man sich lange in den immer gleichen Abläufen bewegt, bekommt man mit der Zeit einen «vue déformée». Wir wollten es dieses Mal neu angehen und von einer anderen Seite denken.

3. Weshalb habt ihr den Ventilator als Gerät für diese Zusammenarbeit ausgesucht?

Wir haben uns zusammen mit der ECAL auf die Thematik des Ventilators geeinigt. Aus dem einfachen Grund, dass ein Ventilator nicht hochtechnisch ist, sondern nur so viel Technik verlangt, dass die Kreativität bestmöglich ausgelebt werden kann. Hätten wir beispielsweise einen Luftentfeuchter gewählt, wäre die Form aufgrund technischer Gegebenheiten in einem grossen Mass definiert gewesen.

4. Was war die grösste Herausforderung?

Die Studierenden haben alle einfallsreiche, coole Ideen gehabt. Sie haben den Ventilator in seinem Dasein als Gerät hinterfragt und neu erfunden. Die Designs haben vollends überzeugt, aber die technischen Herausforderungen mit der Funktionsfähigkeit waren immer präsent. Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass alle Prototypen an der IFA Messe hätten gezeigt werden sollen und jetzt halt nur virtuell präsentiert werden können (aufgrund der Coronavirus-Pandemie).

5. Was war die grösste Überraschung?

Der unglaubliche Ideenreichtum, der in einer einzigen Klasse vorhanden ist – die Spannweite ist riesig. Ein Student hat entschieden, dass ein Ventilator nicht nur Luft umwälzen soll, sondern auch Feuchtigkeit verteilen muss, um optimale Abkühlung zu schaffen. Er hat sich dazu mit Ton und Pflanzen beholfen. Oder eine Studentin kreierte einen zusammenfaltbaren Ventilator.

Close-up from an ECAL project

6. Und gab es auch eine Enttäuschung?

Nein, eine Enttäuschung gab es nicht. Aber es gab eine kleine Unsicherheit, ob wir am Ende eines der Geräte auswählen und realisieren können würden.

7. Was war das Interessanteste an der Kooperation?

Definitiv die Vielfalt der beteiligten Personen und deren sehr unterschiedliche Herangehensweise an das Projekt. Einige der Studierenden haben den Fokus auf das Design gelegt, andere waren wiederum sehr praktisch orientiert oder technisch versiert und ein Teil der Gruppe ging die Kreation aus einem eigenen Bedürfnis heraus an.

8. Was hast du gelernt dabei?

Mit so vielen verschiedenen Personen mit unterschiedlichstem Background zu arbeiten war faszinierend. Dass junge Studierende auf eine für mich unglaubliche Art und Weise sehr kreativ sind und ihre unterschiedlichsten Herangehensweisen alle zum Ziel geführt haben. Das war bereichernd.

9. Was konntest du weitergeben an die Studierenden? Oder ihnen beibringen?

Ich glaube, wir als Firma Stadler Form konnten zeigen, wie wir ein Projekt realisieren. Wir haben ihnen die Sichtweise und die Herausforderungen aus Sicht des Unternehmens – in vielen Fällen der Auftraggeber – näher bringen können. Das Projekt konnte ihnen auch ein bisschen aufzeigen, welche Ideen zwar grossartig, aber nicht wirklich tauglich sind und welche Produkte vielversprechend für den Markt sein können. Und natürlich haben sie eine Einführung in die Welt der mobilen Ventilatoren erhalten.

10. Welche der Ideen findest du besonders innovativ? Welche besonders witzig?

Alle Ventilatoren waren auf ihre Art einzigartig. Mir persönlich hat das Projekt von Lucy sehr gut gefallen, weil sie sehr spielerisch mit dem Thema umgegangen ist. Sie hat einen Ventilator für Kinder kreiert mit bemal- und abwaschbaren Ventilatorenflügeln – auf dem Markt in dieser Form absolut unbekannt. Und besonders witzig fand ich den Ventilator fürs Fahrrad – sehr einfach am Pneu fixierbar, für alle Indoorcycler geeignet und günstig.

Close-up from a ventilator in orange mounted on a bike

11. Das ausgewählte Gewinnerprojekt wird erst nächstes Jahr der Öffentlichkeit gezeigt. Weshalb ist es dein persönlicher Favorit?

Überzeugt hat mich das ausgewählte Projekt, weil der Ventilator sehr minimalistisch und trotzdem bereits voll funktionell ist. Er ist aktuell noch geheim, aber ihr dürft gespannt sein auf die Veröffentlichung dieses Produkts.

Der Student, dessen Projekt zur Realisation ausgewählt wurde, hat gerade sein Praktikum bei Stadler Form in Zug begonnen. Einerseits um einen Einblick in den weiteren Ablauf der Entwicklung des Produkts zu erhalten und andererseits, um Unternehmensluft in der realen Welt zu schnuppern. Wir werden euch auf dem Laufenden halten über seine Erfahrungen und über das Siegerprojekt von «Ventilator der Zukunft».


Herzlichen Dank an alle Studierenden der Industriedesign-Fachklasse der ECAL, die dieses Projekt so erfolgreich gemacht haben. Ein besonderer Dank geht zudem an den betreuenden Lehrer, Christian Spiess, und den Head of Bachelor Industrial Design, Stéphane Halmaï-Voisard. 

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