Nadine Walder , 23. März 2023

Aromatherapie

Ätherische Öle und Emotionen: wie wirkt das zusammen?

Die Aromatherapie ist bekannt für ihre wohltuende Wirkung und ihre positiven Effekte auf körperliches und emotionales Wohlbefinden. Ätherische Öle werden zur Aromatherapie schon seit Jahrhunderten, insbesondere in der alternativen Medizin, angewendet. In den letzten Jahren hat sie auch in der westlichen Medizin Einzug gehalten. Die Verwendung von ätherischen Ölen zur Unterstützung der Emotionsregulation ist ein aufstrebendes Forschungsgebiet. Eine wachsende Anzahl von Studien hat gezeigt, dass die Anwendung ätherischer Öle bei depressiven Verstimmungen, Angstzuständen und anderen emotionalen Störungen von Nutzen sein kann.   


In diesem Artikel erfährst du, wie ätherische Öle dein emotionales Wohlbefinden beeinflussen können, welche wissenschaftlichen Befunde es dafür gibt und was es bei der Aromatherapie zu beachten gilt.

Emotionen und ätherische Öle – die Wirkung von Aromatherapie auf die Emotionsregulation

Ätherische Öle werden in verschiedenen Kulturen seit Jahrhunderten angewendet, um das Wohlbefinden zu verbessern und verschiedene Beschwerden zu behandeln. Diese Öle werden aus verschiedenen Pflanzen gewonnen und bieten eine Vielzahl von therapeutischen Anwendungen, unter anderem die Verbesserung von Schlaf, Linderung von Schmerzen sowie Steigerung der Konzentration und der Stimmung.

Eine wichtige Anwendung der Aromatherapie ist die Unterstützung der Emotionsregulation. Dieser Begriff beschreibt den Prozess, durch den Individuen das Erleben, die Intensität, die Dauer, den Zeitpunkt und den Ausdruck von aktivierten Emotionen beeinflussen (Definition nach Dorsch Lexikon der Psychologie). Emotionen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, können aber auch zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen führen. Die Aromatherapie kann dabei helfen, Emotionen zu regulieren und damit zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens beitragen. Eine Studie aus dem Jahr 2006 mit College-Studentinnen ergab zum Beispiel, dass die Verwendung von Lavendelöl dazu beitragen kann, Depression und Schlaflosigkeit zu reduzieren (1).

Die Wirkung von ätherischen Ölen auf die Emotionsregulation geht auf ihre chemischen Bestandteile zurück, die in das limbische System des Gehirns eindringen. Dieses System ist unter anderem das Zentrum für Emotionen und Verhaltensweisen. Es reguliert unsere Stimmungen, Emotionen und Motivationen wie auch unser Verhalten. Wenn ätherische Öle topisch aufgetragen oder inhaliert werden, können sie das limbische System direkt beeinflussen und dadurch Stimmung und Emotionen positiv beeinflussen. 

In den folgenden Abschnitten möchte ich dir drei konkrete Anwendungsbereiche vorstellen, die wissenschaftlich beforscht wurden und signifikante Ergebnisse erzielt haben. Ich werde dir die Anwendung von Aromatherapie bei Depression, Angstzuständen und Schlafstörungen vorstellen. Zunächst möchte ich aber auf einige wichtige Punkte eingehen, die du beim weiteren Lesen unbedingt im Hinterkopf behalten solltest: 

  1. Es gibt eine Vielzahl an Studien zur Anwendung von Aromatherapie, welche die Wirksamkeit von ätherischen Ölen bei der Verbesserung der Stimmung und der Verringerung von Symptomen bei Patient*innen mit emotionalen Störungen belegen. Dennoch gibt es auch Studien, die keine signifikanten* Ergebnisse erzielt haben. Wie in vielen Forschungsbereichen bedarf es auch hier weiterer Forschung, um die genauen Wirkungsmechanismen und optimalen Anwendungsmethoden zu bestimmen. 
  2. Die Aromatherapie allein ist keine wirksame Behandlung für schwerwiegende psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände. Sie kann jedoch eine wirksame Ergänzung zu Standardbehandlungen sein. In solchen Fällen sollte die Aromatherapie aber nur in Absprache mit einer Fachperson erfolgen. 
  3. Auch wenn die Aromatherapie mit natürlichen ätherischen Ölen erfolgt, ist bei der Anwendung generell Vorsicht geboten. Auch Pflanzenessenzen können bei falscher Konzentration und Anwendung gefährlich sein. Ärzt*innen und Apotheker*innen können hier fachkundig beraten. 
  4. Die aufgeführten Studien bei den einzelnen Anwendungsbereichen geben nur einen kleinen Einblick in das Forschungsfeld. Es gibt in jedem dieser Bereiche noch zahlreiche weitere Studien, die signifikante, aber auch nicht signifikante Ergebnisse zeigen. 

*Im wissenschaftlichen Kontext bedeutet signifikant, dass ein beobachteter Unterschied nicht zufällig entstanden ist und auch wirklich etwas zu bedeuten hat. Es heisst, dass nicht nur in der Stichprobe, sondern auch in der Grundgesamtheit ein Unterschied besteht.

Aromatherapie gegen Depression: welche Evidenz gibt es dafür?

Depression ist eine häufige und schwerwiegende psychische Erkrankung, die unter anderem mit Symptomen wie Niedergeschlagenheit und Traurigkeit einhergeht. Es gibt Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass die Aromatherapie eine gute Ergänzung zur herkömmlichen Therapie sein kann. 

Eine systematische Überprüfung aus dem Jahr 2017 untersuchte die Wirksamkeit von Aromatherapie bei depressiven Symptomen. Die Forschenden fanden insgesamt 12 Studien, die ihre Einschlusskriterien erfüllten. Sie stellten fest, dass insgesamt sieben der zwölf Studien Verbesserungen in den depressiven Symptomen fanden. Es zeigte sich ausserdem, dass Aromatherapie-Massagen effektiver sind als Aromatherapie mittels Inhalation (2). 

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2009 untersuchte ebenfalls die Wirksamkeit von Aromatherapie Menschen mit depressiven Symptomen. In dieser Studie wurden insgesamt sechs Einzelstudien analysiert, die zur Aromatherapie eine Massage anwendeten. Die Forschenden fanden gemischte Ergebnisse und schlussfolgern, dass die Aromatherapie als ergänzende und alternative Therapie bei Patient*innen mit Depression genutzt werden kann (3). 

Eine dritte Studie aus dem Jahr 2016 untersuchte die Wirkung der Inhalation von Lavendelduft auf Stress, Ängste und Depression bei Frauen nach einer Geburt. Dabei gab es eine Versuchs- und eine Kontrollgruppe, welche das Öl nicht inhalierte. Die Resultate zeigten, dass die Frauen, die das Lavendelöl inhalierten, signifikant niedrigere Werte bei Stress, Ängsten und Depression aufwiesen als die Frauen in der Kontrollgruppe (4). 

Es gibt zahlreiche weitere Studien, die ähnliche Resultate zeigen. Auch wenn diese Ergebnisse vielversprechend sind, ist es wichtig zu beachten, dass es weitere Forschung benötigt, um die Wirksamkeit von Aromatherapie bei der Behandlung von Depression zu bestätigen.

Ätherische Öle gegen Angst: Aktuelle Befundlage

Angstzustände sind ein psychisches Problem, das durch Unruhe, Sorgen und körperliche Symptome wie Schweissausbrüche und Herzrasen gekennzeichnet ist. Auch hier gibt es Belege aus der Forschung, dass Aromatherapie zur Linderung von Angstzuständen beitragen kann. 

Eine Studie aus dem Jahr 2016 analysierte die Wirkung der Inhalation von Rosenwasser auf Angstzustände bei Hämodialysepatient*innen. Dabei inhalierte eine Gruppe Rosenwasser für vier Wochen, die Kontrollgruppe erhielt keine Intervention. Es zeigte sich, dass die Inhalation von Rosenwasser signifikant die Angst reduzierte im Vergleich zur Kontrollgruppe (5). 

Eine systematische Übersicht aus dem Jahr 2013 analysierte unter anderem die Wirksamkeit von Lavendelöl bei Angststörungen. Die Forschenden fanden zum Beispiel, dass bei 221 Patient*innen, die unter Angstzuständen litten, die angstlösende Wirkung von Lavendel besser war als die von Placebo. Lavendel verbessere darüber hinaus Begleitsymptome wie Unruhe, Schlafstörungen sowie somatische Beschwerden und hatte einen positiven Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden und die Lebensqualität (6). 

Eine weitere Metaanalyse aus dem Jahr 2021 untersuchte die Wirksamkeit von Lavendel auf Angstzustände, Depressionen und physiologische Parameter. Die Ergebnisse zeigten, dass die Lavendel-Aromatherapie eine erhebliche Wirkung bei der Verringerung von Angst und Depression zeigte. Die Verabreichung in mehreren Sitzungen verstärkte die angstlösende Wirkung (7). 

Solche Metaanalysen unterstützen die Ergebnisse von Einzelstudien und weisen darauf hin, dass Aromatherapie eine vielversprechende Ergänzung zur Reduktion von Angstzuständen sein kann. Aber auch hier benötigt es weitere Forschung, um die genauen Zusammenhänge zu verifizieren.

Aromatherapie bei Schlafstörungen: Hilft das wirklich?

Die Aromatherapie wird häufig zur Unterstützung des Schlafes und zur Behandlung von Schlafstörungen angewendet. Es gibt gute Belege dafür, dass ätherische Öle bei Schlafstörungen hilfreich sein können. 

Lillehei und Kollegen untersuchten im Jahr 2018 die Wirkung von Lavendelöl auf Schlafstörungen. Die Teilnehmenden, die Lavendelöl inhalierten, hatten eine signifikant bessere Schlafqualität im Vergleich zur Kontrollgruppe (8). 

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2021 analysierte die Auswirkungen von Aromatherapie auf die Schlafqualität anhand von 16 Einzelstudien, welche die Ein- und Ausschlusskriterien der Forschenden erfüllten. Die Ergebnisse zeigten, dass Aromatherapie eine signifikante Wirkung auf die Verbesserung der Schlafqualität hatte. Eine Unteranalyse zeigte, dass die Inhalationsgruppe einen offensichtlichen therapeutischen Effekt hatte, nicht aber die Massagegruppe. Dies sei möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Anzahl der Studien, in denen Massage eingesetzt wurde, in der Analyse zu gering war (9). 

Eine weitere Metaanalyse aus dem Jahr 2022 untersuchte die Wirksamkeit von Aromatherapie auf die Schlafqualität bei Menschen mit Krebs. Die Resultate zeigten, dass die Aromatherapie die Schlafqualität von Krebspatient*innen signifikant verbessern konnte. Die Aromatherapie mit Lavendelöl zeigte dabei die beste Wirkung (10). 

Die Aromatherapie bietet sich als eine vielversprechende alternative Behandlungsmethode bei Schlafstörungen an. In verschiedenen Studien hat sich vor allem Lavendelöl als wirksam erwiesen, aber auch Rosenholzöl, Bergamottöl und Ylang-Ylang-Öl können hilfreich sein. Auch hier sollte die Anwendung aber nur in Absprache mit fachkundigen Personen erfolgen.

Aromatherapie in der Psychiatrie als ergänzende Therapiemassnahme

In einigen psychiatrischen Einrichtungen wird die Aromatherapie heute als ergänzende Therapie angeboten, so zum Beispiel in der Psychiatrie St. Gallen. Das Angebot richtet sich an Patient*innen, die eine wirksame und einfache Anwendung, begleitend zu anderen Therapien, schätzen. Auch die Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) Basel bieten Aromatherapie begleitend zur Standardtherapie an. Die Patient*innen sollen dabei lernen, wie Düfte positiv angewendet werden können. 

Die Aromatherapie bietet also eine vielversprechende Ergänzung zur konventionellen Therapie bei emotionalen Störungen und kann die Emotionsregulation positiv beeinflussen. Natürlich findet die Aromatherapie nicht nur in einem professionellen Umfeld oder bei psychischen Störungen Anwendung. Du kannst ätherische Öle selbstverständlich auch zuhause anwenden, und wenn du deine Emotionen generell positiv beeinflussen oder zum Beispiel dein Stressniveau senken möchtest. Die Anwendung ätherischer Öle ist dabei einfach – du kannst sie auf die Haut einreiben, in ein Bad geben oder auch mittels Aroma Diffuser verteilen. Achte dabei jeweils immer auf die Anwendungsempfehlungen.

In unserem Shop findest du nebst unseren Aroma Diffuser auch eine Auswahl an ätherischen Ölen. Für die Anwendung zuhause ist die Kombination aus Aroma Diffuser und ätherischem Öl eine sehr einfache Möglichkeit, in die Welt der Aromatherapie einzusteigen und die positiven Wirkungen der Düfte selbst zu erleben. Teste unsere Düfte und lass dich von der Wirkung auf dein emotionales Wohlbefinden überraschen.


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Quellen: 

  1. Lee, I. S. & Lee, G. J. (2006). Effects of lavender aromatherapy on insomnia and depression in women college students. Journal of Korean Academy of Nursing, 36(1), 136-143. DOI: https://doi.org/10.4040/jkan.2006.36.1.136 
  2. Sánchez-Vidaña, D. I., Ngai, S. P., He, W., Chow, J. K., Lau, B. W. & Tsang, H. W. (2017). The Effectiveness of Aromatherapy for Depressive Symptoms: A Systematic Review. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, vol. 17, Article ID 5869315, https://doi.org/10.1155/2017/5869315 
  3. V.W.C. Yim, Adelina K.Y. Ng, Hector W.H. Tsang & Ada Y. Leung (2009). A Review on the Effects of Aromatherapy for Patients with Depressive Symptoms. The Journal of Alternative and Complementary Medicine. Feb 2009.187-195.http://doi.org/10.1089/acm.2008.0333 
  4. Kianpour M, Mansouri A, Mehrabi T, Asghari G. Effect of lavender scent inhalation on prevention of stress, anxiety and depression in the postpartum period. Iran J Nurs Midwifery Res. 2016 Mar-Apr;21(2):197-201. doi: 10.4103/1735-9066.178248. PMID: 27095995; PMCID: PMC4815377. 
  5. Barati F, Nasiri A, Akbari N, Sharifzadeh G (2016). The Effect of Aromatherapy on Anxiety in Patients. Nephrourol Mon. 2016 Jul 31;8(5):e38347. doi: 10.5812/numonthly.38347. PMID: 27878109; PMCID: PMC5111093. 
  6. Koulivand P. H., Ghadiri M. K. & Gorji A. (2013). Lavender and the Nervous System. Evidence- Based Complementary and Alternat Medicine, vol. 2013, Article ID 681304, https://doi.org/10.1155/2013/681304 
  7.  Kim, M., Nam, E. S., Lee, Y., Kang, H. (2021). Effects of Lavender on Anxiety, Depression, and Physiological Parameters: Systematic Review and Meta-Analysis, Asian Nursing Research, Volume 15, Issue 5, 2021, 279-290, https://doi.org/10.1016/j.anr.2021.11.001 
  8.  Lillehei, A. S., Halcón, L. L., Savik, K. & Reis, R. (2018). Effect of Inhaled Lavender and Sleep Hygiene on Self-Reported Sleep Issues: A Randomized Controlled Trial. J Altern Complement Med. 2018 Feb;24(2):e179-e189. doi: 10.1089/acm.2017.0142. Epub 2017 Nov 14. PMID: 29140110. 
  9. Tang, Y., Gong, M., Qin, X., Su, H., Wang, Z. & Dong, H. (2021). The Therapeutic Effect of Aromatherapy on Insomnia: a Meta-Analysis, Journal of Affective Disorders, Volume 288, 2021, 1-9, https://doi.org/10.1016/j.jad.2021.03.066 
  10.  Cheng, H., Lin, L., Wang, S. et al. Aromatherapy with single essential oils can significantly improve the sleep quality of cancer patients: a meta-analysis. BMC Complement Med Ther 22, 187 (2022). https://doi.org/10.1186/s12906-022-03668-0

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